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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #575 vom 17.03.2008
Rubrik Feature

Klassische Musik zur Osterzeit

Auch dieses Jahr gibt es eine (kleine) Auswahl an sakraler Musik zur anstehenden Karwoche. Aus dem Wust der Neu- und Wiederveröffentlichungen habe ich drei exemplarische Aufnahmen ausgesucht, die hoffentlich nicht nur meinen Zuspruch finden werden. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Joseph Haydn / Klenke Quartett "Die sieben Worte unseres Erlösers am Kreuze"

Klassik – Neueinspielung der Fassung für Streichquartett
(CD; Berlin Classics)

Dass das Weimarer Klenke Quartett (ein ausschließlich mit Frauen besetztes Streichquartett) zu den intelligentesten und einfühlsamsten deutschen Streicher-Ensembles gehört, deuteten sie bereits mit ihren vielfach gelobten Mozart-Aufnahmen an, nun veröffentlichen sie eine Live-Einspielung der "Sieben Worte unseres Erlösers am Kreuze" von Joseph Haydn (1732-1809), die diesen Eindruck vollends bestätigt.
Wie schon bei Mozart, so überzeugt das Klenke Quartett auch bei den "Sieben Worten" mit einem angenehm weichen, leichten Klang, wohl dosierter Dramatik und einem unüberhörbaren Gespür für die 'Seele' der Musik. Wenn sich die vier Musikerinnen langsam, aber unaufhaltsam dem dramatischen Höhepunkt des neunteiligen Werkes (Introduktion, die sieben letzten Aussprüche Jesu Christi als Sonaten und dann das abschließende Erdbeben) nähern, so ist in ihrer Interpretation das ganze menschliche (und nicht so sehr das überirdisch-göttliche) Schicksal greifbar, das man mit der Figur Jesus Christus am Kreuze verbinden kann. Das Klenke Quartett spielt die "Sieben Worte" weniger als religiöses, denn als dramatisches Werk, ganz im Sinne der Klassik: Eine lobenswert einfühlsame, technisch brillante Aufnahme der Fassung für Streichquartett. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Johann Friedrich Fasch / Capella Savaria Baroque Orchestra, Mary Térey-Smith "Passio Jesu Christi"

Klassik – Wiederzuentdeckende Passion eines Bach-Vorläufers
(CD; Naxos)

Johann Friedrich Fasch (1688-1758) war nicht nur ein Zeitgenosse des großen Johann Sebastian Bach (1685-1750), er gehörte auch zu den Komponisten, die Bach selbst schätzte. Heutzutage ist Fasch bestenfalls noch als Instrumentalkomponist (vor allem für seine Bläser-Sonaten und -Konzerte) bekannt, er gehört aber auch zu den ersten, die die seinerzeit populäre Text-Vorlage "Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus" ("Brockes-Passion") von Barthold Heinrich Brockes (1680-1747) vertonten, die ebenso Georg Friedrich Händel (1685-1759), Georg Philipp Telemann (1681-1767) und andere Zeitgenossen in Noten gefasst haben.
Wenn auch unbekannt, so entpuppt sich Faschs Version als durchaus gelungene Umsetzung der Passionstoffs. Die Komposition birgt, vor allem im zweiten Teil, bewegende Arien, schöne Chorpassagen und exquisite Instrumental-Passagen, hier hört man seine Erfahrung mit Instrumentalmusik ganz deutlich. Bei der vorliegenden Aufnahme hätte ich mir einen besser verständlichen Chor gewünscht und ebensolche Solisten: Weder Chor, noch Solisten scheinen wirklich der deutschen Sprache mächtig zu sein. Auch der Klang der Aufnahme lässt zu wünschen übrig und trägt keinesfalls zum Verständnis bei. Trotz dieser Einschränkungen in der Umsetzung ist das Album auf jeden Fall eine Entdeckung wert, zumal es die derzeit einzig erhältliche Einspielung der Passion von Johann Friedrich Fasch ist.
Vielleicht nutzt ein arrivierteres (deutsches?) Ensemble die Gunst der Stunde (es jährt sich der 250. Todestag des Komponisten) und erinnert mit einer souveräneren Einspielung daran, dass hörenswerte Barock-Oratorien nicht nur von den großen Namen der Epoche geschrieben wurden. Diese Aufnahme deutet das Potential der Musik leider nur an. [sal: @@]


Johann Sebastian Bach / Dunedin Consort & Players, John Butt "Matthäuspassion BWV244"

Quelle: http://www.codaex.com/

Klassik – Die Matthäuspassion in ihrer letzten Fassung von 1742
(3SACD; Linn)

Rechtzeitig zur Osterzeit (und zu seinem zehnjährigen Bestehen) präsentiert das britische Originalinstrumente-Ensemble Dunedin Consort unter der Leitung des Dirigenten John Butt eine bemerkenswerte Einspielung der letzten Fassung der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach (1685-1750).
Pluspunkte dieser Aufnahme sind der unglaublich dreidimensionale, transparente und klare Klang der Aufnahme (schon mit einem 'normalen' CD-Player) und die nicht zuletzt auch dadurch resultierende intime, fast kammermusikalische Stimmung der Interpretation. Doch es ist nicht nur die exzellente Aufnahmetechnik, die diese Aufnahme auszeichnet: John Butt inszeniert die Matthäuspassion nicht als (großes) Hollywood-Epos des Leidens Christi, sondern als angenehm unaufdringliches, behutsames, fast schon privates Singspiel. Der klein gehaltene Chor, das ruhige Spiel der Instrumentalisten und der natürliche Klang der Solisten, allen voran des Evangelisten Nicholas Mulroy, machen aus der Einspielung ein echtes Highlight für all jene, die Bach lieber schlicht aufgeführt wissen wollen. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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