#250 vom 02.07.2001
Rubrik Neu erschienen
Salvatore Adamo "Par les temps qui courent"
Chanson
(CD; EMI France)
In Deutschland hat sich der Belgier sizilianischer Abstammung seit 1967 als "Träne auf Reisen" in alle Schlagerkopplungen hineingesülzt. Das kann, soll, muss man vergessen. Adamo hatte in seiner Heimatsprache stets mehr zu sagen als der Schlagerkonsument je vermutete. Und sogar auf Deutsch gab es ein ambitioniertes Projekt mit den Liedern des Ollen Hansen, damals, als dessen Postkarten und Gedichtbilderbände jede StudentInnenbude zierten... Und er ist UNICEF-Botschafter und hat auch für Amnesty International gesungen. Gut. Spätestens seit 1998 hat er den Anspruch eingelöst, ernsthafter Kommentator unserer Zeit zu sein. Das Album "Regards" hatte starke Melodien und starke Texte, und seine Stimme den Tränencharakter längst abgelegt.
So kann auch diese Platte überzeugen. Wenn auch die eine oder andere Wendung hart an der alltäglichen Plattheit vorbeirauscht ("Die Zukunft existiert nicht, sie hat keine festgefügten Bahnen, sie konstruiert sich erst jeden Tag aufs Neue..."), die Orchester melodramatisch aufbrausen und der Hall auf seiner Stimme aus riesigen Tropfsteinhöhlen zu stammen scheint, die zarte Poesie seiner Chansons d'amour ergreift ("Toi, ma nébuleuse"), die zarte Gesellschafts"kritik" verblasst ("À vous maintenant"): hallo, Udo Jürgens. Doch mag ich diese CD, weil zu dieser Art großem Chanson keine Alternative mehr existiert. (, ) [www: @@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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