#425 vom 28.02.2005
Rubrik Neu erschienen
Hélène Grimaud "Chopin / Rachmaninov"
Klassik – Sinnliche Totentänze
(CD; Deutsche Grammophon)
Hélène Grimaud ist eine bemerkenswerte Künstlerin mit einer schillernden Persönlichkeit: Wer würde eine wunderschöne Weltklasse-Pianistin mit einem Faible für schwermütige, romantische Klaviermusik in einem Wolfsgehege vermuten? Ihre gerade auf Deutsch veröffentlichte Autobiographie (mit 34!) "Wolfssonate" erzählt vom Werdegang dieser geheimnisvoll anmutenden Künstlerin und entschlüsselt vielleicht zum Teil das Geheimnis ihres Spiels, das mich auch auf ihrer neuesten CD in Musik eintauchen lässt, die mir sonst vielleicht völlig fremd und unverständlich bleiben würde.
Frédéric Chopin (1810-1849) und Sergej Rachmaninov (1873-1943) gehören nicht zu den Komponisten, zu denen ich großen Zugang gefunden habe. Das gilt gerade für ihre beiden berühmten Klaviersonaten No. 2. Hélène Grimaud spielt beide Werke mit solch einer mediterran-ambivalenten Sinnlichkeit, dass sich der schwere und schwermütige Seelenkleister der slawischen Komponisten in Musik von universeller Schönheit und Verständlichkeit wandelt. Die Grimaud beweint nicht nur den Tod in diesen Werken, sie betrachtet mit ihrem Spiel auch den Wandel der Persönlichkeit, die den Tod eines (nahestehenden) Menschen verarbeitet. Sie konstatiert dazu in einem Interview: "Der Tod ist etwas, was uns bescheidener macht, weil er uns jenem näher bringt, was wir selbst sind."
Eine sehr meditative und dennoch sehr sinnliche Veröffentlichung. [sal: @@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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