[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #635 vom 06.07.2009
Rubrik Texte - lesen oder hören

Thomas Bernhard & Siegfried Unseld "Briefwechsel"

Der widerborstige Autor und sein diplomatischer Verleger im schriftlichen Dialog – vorgelesen von Peter Simonischek und Gert Voss
(3CD; Hörverlag)

»Vollkommen ist niemand, nur Thomas Bernhard wenn er schimpft«, schrieb der Verleger Siegfried Unseld genervt an seinen Autor, nachdem dieser sich wegen eines Fehlers in seinem neuen Buch aufgeregt hatte. Es ist einer der wenigen Momente, in denen Siegfried Unseld aufbraust. Meistens ist es der österreichische Autor, der gereizt, sarkastisch und sogar bösartig ist, der sich ebenso rasch beleidigt zeigt, wie er unvermutet beleidigend wird.
Die Rollen sind meistens klar verteilt: Thomas Bernhard ist entweder beleidigt oder in Angriffslaune und Siegfried Unseld federt die Launen seines Starautors diplomatisch ab. Dieser entpuppt sich rasch als – man ist fast versucht zu sagen: skrupelloser – Kaufmann, der seine Forderung auch mit erpresserischen Mitteln durchsetzt. Geld ist eines der zentralen Themen seiner Briefe.
Der Verleger hat in mitunter recht ausführlichen Notizen die Begegnungen mit Thomas Bernhard festgehalten. Er beschreibt, was sie unternommen haben, die Stimmungslage des Autors und natürlich die besprochenen Punkte. Sie erhellen den Standpunkt des Verlegers und zeigen, wie Unseld seinen Autor gesehen hat.
Im Hörbuch gibt Peter Simonischek dem Autor Thomas Bernhard eine resolute, direkte und fordernde Stimme. Gert Voss gibt den Verleger Siegfried Unseld gütig, väterlich und beschwichtigend. Er seufzt und ächzt und legt mehr in die Person als notwendig ist und gut tut. Trotzdem bietet der Briefwechsel von Thomas Bernard und Siegfried Unseld nicht nur interessante Einblicke in deren Beziehung – auch zuzuhören ist äußerst vergnüglich. [noi: @@@@]

@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight

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