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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #505 vom 09.10.2006
Rubrik Feature

Amadé - 250 Jahre Mozart #5

W. A. Mozart, posthumous portrait by Krafft, 1819; http://commons.wikimedia.org

Wolfgang Amadeus Mozart (*27.1.1756 in Salzburg; †5.12.1791 in Wien) und seine Musik als Politikum, als Agent Provocateur zwischen den Religionen, zwischen Orient und Okzident? Ausgerechnet der leichtlebige Mozart? Kaum vorstellbar und doch geriet Mozarts Oper "Idomeneo" unlängst ins Kreuzfeuer der (selbsternannten) Moralwächter, vielleicht gar nicht so zufällig im Mozartjahr, wie mir scheint. Die präventive Absetzung der Oper, vielmehr der umstrittenen Inszenierung in Berlin, hat einmal mehr die Diskussion um die Grenzen der Kunst entfacht. Darf Kunst alles oder muss sie sich dem moralischen Empfinden der Mehrheit beugen? Muss sie sich auch dem moralischen Empfinden einer Minderheit beugen?
Gewiss, der viele Lärm um seine Oper hätte Mozart zunächst gefallen, aber: Halt! Wer sprach bei hochgeschaukelten Diskussion eigentlich über die Musik Mozarts? Oder gar über den eigentlichen Inhalt des Librettos? Viel zu viel Politik für den Salzburger, wir bleiben lieber bei seiner Musik: Die bleibt von allen kulturpolitischen Skandalen unbeschadet und, sogar im Falle der Neuaufnahme der "Zaide", von zeitbezogenen, politisch wohlgemeinten Ergänzungen in ihrer Substanz unversehrt. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart (Arr. Alexander von Zemlinsky) / Dennis Russell Davies & Maki Namekawa "Die Zauberflöte für Klavier zu vier Händen"

Klassik – Die Zauberflöte für vier Hände
(2CD; Avi)

Kann "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) ohne Texte in den Arien, ohne die komplexen Orchesterparts, reduziert auf eine Partitur für Klavier zu vier Händen wirklich funktionieren? Wie viel an der zugegebenermaßen verworrenen und nicht immer nachvollziehbaren Handlung der "Zauberflöte" ist (dennoch) notwendig, um sie als zauberhaft zu empfinden?
Der österreichische Dirigent und Komponist Alexander von Zemlinsky (1871-1942) tritt mit seiner Bearbeitung für Klavier zu vier Händen (sprich: Zwei Pianisten teilen sich einen Flügel) den Beweis an, dass Mozarts Musik überhaupt keine Bezüge aus dem Libretto braucht, um zu wirken, um den geradezu ohrwurmhaften Charakter der Melodien zu entfachen. Meisterlich setzt Zemlinsky die bekannten Sing- und Orchesterstimmen in seiner Transkription um und entfacht, reduziert auf den Klang des Klaviers, die ganze Magie der "Zauberflöte".
So gesehen ist diese in der "Edition Klavier-Festival Ruhr" erschienene Doppel-CD nicht nur eine angenehme Überraschung inmitten zahlloser Mozart-Einspielungen des Jahres, sondern eine Hommage an den talentierten Arrangeur Zemlinsky. Dennis Russell Davies, dem 'Entdecker' dieser Bearbeitung ist es zu verdanken, dass man die vertraute Zauberflöte auf so neue und doch vertraute Weise (wieder) hören kann. [sal: @@@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Hagen Quartett "The String Quartets"

Klassik – Sämtliche Streichquartette Mozarts (1991-2004)
(7CD; Deutsche Grammophon)

Heutzutage gilt das Streichquartett als der Inbegriff der Kammermusik, zu Zeiten von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) war das nicht so: Die damals noch relativ junge Gattung 'konkurrierte' mit vielen anderen möglichen Kammermusik-Ensembles und Mozarts Kammermusik blieb beileibe nicht nur auf seine 23 Streichquartette beschränkt. Dennoch entwickelte er, vor allem bei seinen späteren Quartetten, diese Gattung nach dem Vorbild Joseph Haydns (1732-1809) behutsam weiter, die dann unter Ludwig van Beethoven (1770-1827) ihren Höhepunkt erreichen sollte.
Ob man wirklich alle Streichquartette Mozarts im Schrank stehen haben muss, bleibt jedem selbst überlassen. Die hier zusammengefassten Einspielungen des Salzburger Hagen-Quartetts sind ein guter Grund dafür.
Rainer Schmidt sowie Lukas, Veronika und Clemens Hagen verstehen es auch bei den frühen, simplen Streichquartetten die kleinen Ideen und Geniestreiche Mozarts gut herauszuarbeiten; bei den bekannten Kompositionen wie dem "Hoffmeister-Quartett", dem "Dissonanzenquartett" oder den drei "preußischen Quartetten" zeigt das Salzburger Ensemble seine überragende Klasse. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt "Zaide"

Klassik – Mozarts unvollendetes Singspiel, ergänzt und aktualisiert
(2CD; DHM)

Das Türkische (als Synonym für das Orientalisch-Fremde) war Ende des 18. Jahrhunderts schwer en vogue, davon zeugt nicht nur "Die Entführung aus dem Serail" oder der berühmte "Türkische Marsch" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), sondern auch zahllose 'Türkenopern' von Haydn, Gluck und anderen. Mozart selbst unternahm 1779, deutlich bevor er "Die Entführung" (1782) in Angriff nahm, einen vielversprechenden, leider aber unvollendeten ersten Versuch, nämlich die hier vorliegende "Zaide". Diese wartet zwar mit einem ähnlichen Sujet wie die "Entführung" auf (eine entführte Schöne im Serail und ihr Geliebter, ein Fluchtplan, ein strenger aber gerechter Sultan), doch was bei der bekannten Oper ein überschwänglicher Spaß ist, nimmt sich in der "Zaide" ungleich ernsthafter und mit einer gewissen dramatischen, psychologischen Tiefe aus. Lediglich 15 Gesangsnummern sind überliefert, es fehlen Ouvertüre, das Finale sowie die verbindenden gesprochenen Dialoge.
Als Ouvertüre wählte Nikolaus Harnoncourt einfach eine zeitnah entstanden Sinfonie (KV 184), er verzichtet auf ein Finale. So weit, so gut: Die Zwischentexte aber, verfasst und gesprochen von Tobias Moretti, sind leider allzu aktuell auf die heutige Problematik zwischen Orient und Okzident gemünzt und bergen viel von der in Mode geratenen Selbstkritik des Westens in sich. Oh ja, es ist politisch höchst korrekt so viel Verständnis für das Fremde zu haben. Dennoch, eine zeitlosere Ergänzung des lückenhaften Textes wäre mir lieber gewesen und der Oper als Werk Mozarts zu Gute gekommen. Der zeitlosen Musik und der leisen Kritik am Feudalismus und der Unfreiheit des (damaligen) Okzidents tut dies keinen Abbruch. Wem es bei Moretti zu plakativ wird, skippt zeitunkritisch weiter. In der Gesamtheit gibt es aber für die 'dazugedichteten' Texte einen ganzen Punkt Abzug. [sal: @@@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Chor der Staatsoper Dresden · Staatskapelle Dresden, Otmar Suitner "Die Hochzeit des Figaro"

Oper – Die beste deutschsprachige Aufnahme des Figaro (1966)
(3CD; Berlin Classics)

Diese in den 1960ern in der DDR entstandene Aufnahme ist auch heute noch einer der besten Gesamtaufnahmen der Oper überhaupt: Die Traumbesetzung der Gesangsrollen mit Walter Berry, Anneliese Rothenberger, Hilde Güden und Hermann Prey und die brillante Staatskapelle Dresden unter Maestro Otmar Suitner sind die Garanten dieser immergrünen "Nozze di Figaro" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Das deutsche Libretto (Übersetzer: Hermann Levi) erhält den Wortwitz des Originals und macht so die Oper auch für nicht italophile Ohren in ihrer textlichen Pikanterie verständlich.
Sicher, die Aufnahmetechnik in der DDR war damals nicht auf der Höhe der Spitzenstudios in Westeuropa, doch wird der klangliche etwas flache Eindruck vom überschäumenden Temperament der Akteure mehr als wett gemacht. [sal: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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