#626 vom 27.04.2009
Rubrik Tipp der Woche
Avishai Cohen "Aurora"
Oriental-Vocal-Jazz – 'Geht nicht' gibt's nicht
(CD; Blue Note)
So seltsam das Cover-Foto auf den ersten Blick anmutet, so perfekt umschreibt es das neue Album des israelischen Jazz-Bassisten Avishai Cohen: Er hat alles im Griff, aber trotz allem wirkt die Perfektion fast astral. Es soll ja tatsächlich Menschen geben, die Jazz nicht hören, weil er ihnen zu mathematisch und technisch perfekt ist; wer aber hören mag, wie Perfektion und Seele ineinander fließen, ist bei "Aurora" gut aufgehoben.
Waren die beiden Vorgängeralben "Continuo" (2006) und "Gently Disturbed" (2008) großartige instrumentale Platten, überrascht das neue Werk mit der Tatsache, dass Cohen jetzt dauerhaft singt, was er auf älteren Platten wie "Lyla" (2003) nur vereinzelt getan hat. Und obwohl seine Gesangsstimme seinen leichten Sprachfehler nicht verschleiert, hebt sie die 13 neuen Songs in eine andere Dimension. Cohen verbindet vier verschiedene Sprachen und unzählige Einflüsse durch seine seelenvolle Stimme und das perfekte Zusammenspiel seiner Musiker.
Mit Itamar Doari ersetzt ein Percussionist den Schlagzeuger Mark Guilliana und gibt dem Gesamtklang einen deutlich orientalischeren Touch. Shai Maestro an den Tasten war schon immer über alle Zweifel erhaben und ergänzt werden die Drei erneut von Amos Hoffman (Oud und Gitarre), der Sängerin Karen Malka und weiteren Gastmusikern.
Egal, ob sehnsüchtige Gedichte von Chaim Nachman Bialik ("El Hatzipor") oder fast schon poppige Lieder wie "Shir Preda" durch die Boxen tönen – Avishai Cohen und seine Mitstreiter verheben sich nie an der Stilvielfalt.
Beeindruckend und wunderschön. [dmm: @@@@@]
<#153: Chick Corea & Origin "Change"> [sg:Â @@@@]
<http://www.avishaimusic.com/>
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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