#149 vom 16.05.1999
Rubrik Frisch aus den Archiven
Elizabeth Cotten "Live!"
Country-Folk aus fernen Tagen
(CD; Arhoolie)
Erstmals auf CD erhältlich und Pflicht für jede ernstzunehmende Musiksammlung ist das Grammy-Gewinner-Album von 1984: ein Live-Mitschnitt von fünf Elizabeth-Cotten-Konzerten im Dezember 1983. Dieses Tondokument ist quasi ein Vorläufer der "Storyteller-Series". Zu jedem Song die passende Geschichte und Elizabeth Cotten hatte ja einiges zu berichten. Ihre drei bekanntesten Songs dürfen auf diesem Zusammenschnipsel natürlich (und danke!) nicht fehlen: Das im Alter von 12 (!) Jahren geschriebene "Freight Train", "Shake Sugaree" und "Oh Babe, It Ain't No Lie" überlebten die Komponistin locker – und so lange Bob Dylan noch auf eine Bühne kraxeln kann, werden ihre Lieder (bis zuletzt im Dylan-Repertoire: "Oh Babe, It Ain't No Lie") vermutlich den Zahn der Zeit überdauern. Elizabeth Cotten hatte Ende 1983 bereits einige Probleme, den Gitarrenbund fest zu umschließen und auch ihre Stimme war nicht mehr die kräftigste – somit erleben wir aus der Ferne schnarrende Mitsing-Versionen (was böser klingt, als es sich anhört); der Charme und die Chemie zwischen der Sängerin und ihrem Publikum ist unüberhörbar, sie präsentierte sich in altehrwürdigster Form und ihre Lieder – frei von jedem Korsett – also quasi (fast) nackt, sprühen Zuversicht und Lebensfreude aus. Im Alter von 96 Jahren starb Elizabeth Cotten am 29. Juni 1987. [mh: @@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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