#329 vom 10.02.2003
Rubrik Neu erschienen
Meredith Monk "Mercy"
Minimalistische Klangwelten
(CD; ECM)
"Mercy" ist eigentlich eine Multimedia-Performance und durch die Plattenauskopplung in ihrer Gesamtheit nicht zu erfahren. Doch auch der klingende Ausschnitt für sich ist eindrucksvoll. Die insgesamt vierzehn Stücke, manche a capella für bis zu sechs Stimmen, andere zusätzlich sparsam instrumentiert, sind allesamt der Minimal-Tradition verpflichtet und zaubern suggestive Klangwelten. Als Pionierin des sinnfreien Gesangs verzichtet Monk auch bei "Mercy" auf sinngebende Texte. Mitunter sind einzelne Worte zu verstehen, aber der konventionelle Gesang wird letztlich nur bruchstückhaft eingesetzt. Der Rest ist Flüstern, Lautmalerei mit Silben, Krächzen und Knirschen, Summen und was eine Stimme sonst noch so bieten kann. So minimalistisch die Stücke sind, so vielfältig sind sie auch. Da können die Einflüsse von östlichen Chören stammen, der litaneiartige Gesang aus Chorälen, die spartanische Klavierbegleitung von Sakamoto. Urtümlich erscheinende ethnische Musik, Klassik und Jazz kulminieren hier zu einem neuen Ausdruck, zu reiner Musik.
Viel mehr noch als bei den "Circle Songs" von Bobby McFerrin muss man sich für "Mercy" von gewohnten Hörvorstellungen frei machen. Dann braucht es für diese Musik auch keine Erklärungen, man muss sich von ihr nur noch berühren lassen. Wer hören kann, wird fühlen. [ms: @@@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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