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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #364 vom 27.10.2003
Rubrik Neu erschienen

The Lee Sankey Group "Tell Me There's A Sun"

Origineller Blues-Rock-Funk-Jazz-Mix – wild, gewagt und manchmal überambitioniert
(CD; A Ten Year Noose)

Schon das geschmackvolle Cover deutet darauf hin, dass hier kein 08/15-Blues-Gralshüter am Werk ist: Keine Eisenbahnschienen, keine Whiskeyflasche, keine windschiefe Hütte im Sumpf – nur das Bleistiftporträt des Künstlers, das Haupt sorgenvoll in die Hände gebettet. Klischees kümmern den englischen Songschreiber, Mundharmonikaspieler und Gitarristen Lee Sankey erfreulich wenig, seine Bezugspunkte sind so vielfältig, wie man es von einem Kind des Medienzeitalters erwartet. "Tell Me There's A Sun" ist eine wilde und oft hoch komplexe Melange aus modernem Großstadtblues, Soul, Funk, Rock und Jazz, gespielt von einer großen, äußerst versierten Band, inklusive Horn-Section, Piano und Hammond-Orgel. Ian Siegal, der den Songs seine Stimme leiht, reiht sich ehrfurchtsvoll in die Howlin-Wolf-Captain-Beefheart-Tom-Waits-Linie ein, ein bisschen zu ehrfurchtsvoll vielleicht, schießen einem beim Hören doch verdächtig oft besagte Assoziationen durch den Kopf. Nichtsdestotrotz wird Sankeys bildreiche Underdog-Lyrik zum großen Teil äußerst gelungen in Szene gesetzt. "The Man" ist eine nachtschwarze Allmachtsfantasie in Gedichtform, "Heading Into Town" schönster Old-School-Soul. Furiose Bläser, vertrackte Rhythmen und Breaks, sowie effektvolle Dynamik machen Songs wie "He Doesn't Live Like The Others" zum Erlebnis, erst recht, wenn man sich den doppelbödigen Text zu Gemüte führt: "There's a sense of belonging in the corner of his sofa/ there's a red LED that tells him that his school friends have all lost touch/ there's a day but no routine/ all he hears is the hum of his computers".
Manchmal allerdings wird die Raffinesse zum Manierismus, etwa bei "The High Points", wo der ausgefuchste Mucker-Funk die mangelnde Tragfähigkeit des Songs kaum überdecken kann. Auch "Frank's Brother", eine Art Fortsetzung von Tom Waits' "Frank's Wild Years", hätte es nicht unbedingt gebraucht, zweitklassige Möchtegern-Toms gibt es schließlich mehr als genug.
Unterm Strich ein spannendes und ambitioniertes Album weit über dem aktuellen Blues-Standard. Wenn die Truppe noch mehr zu sich selbst findet, steht den Jubel-Arien nichts mehr im Weg. [pg: @@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a111115


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