[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #444 vom 11.07.2005
Rubrik Neu erschienen

Verstärker "B-Seiten"

Postrock – Keine Abstraktionen, die Strukturen werden flüssig
(CD; Milchmann)

Eine der beim frischen Label Milchmann Records gesignten Bands, die mit Sicherheit Bestand haben wird, ist Verstärker, eine Postrock-Gruppe, die manche vielleicht noch unter dem Namen diekleinenpropheten kennen. Im Herbst letzten Jahres benannte man sich um, und nur böse Zungen würden behaupten, Verstärker würden sich unter neuer Flagge – nomen est omen – einer härteren Gangart bedienen. Im Vordergrund steht immer noch der Klang. Das Wissen, dass das auch die Entfremdung des Klangs beinhaltet, setzen Verstärker beim Hörer locker voraus.
Als Einflüsse macht man so unterschiedliche Bands wie Mogwai (klar), Motorpsycho, Radiohead oder Pink Floyd geltend, und wer sich all das mal im Kopf zusammenreimt, der mag denken, Verstärker seien ein wenig überambitioniert. Nichts aber liegt ihnen ferner als die spröde Abstraktion: die Musik fließt, Strukturen werden erkennbar und zerlaufen wieder, finden sich nach Minuten wieder zusammen oder verhalten sich wie die berühmten Parallelen, die sich erst in der Unendlichkeit schneiden. Das alles aber unter Beibehaltung einer organischen und warmen Harmonie.
Zu den Instrumentalstücken kommen immer wieder textbasierte Songs, zu denen Roberto Cruccolini die Lyrics beisteuert – Annäherungen an die Autoren des Expressionismus oder, wie beim schönen "Scheinen", hemmungslose Romantik. Gern verwenden Verstärker aber auch die Texte 'richtiger' Autoren, und wer wie sie bei "Storm" den als langweilig verschrieenen "Schimmelreiter"-Dichter in die Gegenwart zurückholt, der hat sowieso von vorneherein meine volle Sympathie. [tm: @@@]

Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:

@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight

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