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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #486 vom 29.05.2006
Rubrik Tipp der Woche

Matmos "The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast"

Experimentalelektronik – Fantastische musikalische Porträts großer Persönlichkeiten
(CD, LP; Matador)

Mit ihrem neuen Album haben die beiden Soundfrickler Drew Daniel und Martin C. Schmidt einigen ihrer privaten Heroen ein Denkmal gesetzt. Matmos versuchen mit "The Rose Has Teeth..." die Umsetzung von Biografien, Theorien, Gedanken und gelebtem Leben in musikalische Formen. Da wird auch schon einmal die Vagina und die Gebärmutter einer Kuh zum Musikmachen verwendet, wenn's der musikalischen Verdeutlichung von theoretischen Grundlagentexten dient; Schnecken spielen auf einem lichtempfindlichen Theremin, Bücher werden auf- und zugeklappt, die Rufe von Gänsen aufgenommen, Kokosnüsse und Küchenutensil gesamplet und brennende Zigaretten auf Unterarmen ausgedrückt. Hier geben die Musiker alles – sogar ihren Samen. Dazu werden Ausschnitte aus den Werken der behandelten Künstler in die Tracks eingearbeitet, so aus Valerie Solanas' "S.C.U.M.-Manifest" und Ludwig Wittgensteins "Philosophische Untersuchungen". Matmos bauen mit am Gerüst einer queeren Musikgeschichte, die sich an queeren Inhalten und queeren Figuren abarbeitet.
Was sich jetzt vielleicht schrecklich verkopft und wie ein Projekt überambitionierter Kunstwissenschaftsstudenten anhört, ist tatsächlich ein sehr poppiges, in weiten Teilen sogar tanzbares Album geworden. Titel wie das ausufernde "Rag For William S. Burroughs" oder "Semen Song For James Bidgood" sind auch ohne dahinterliegendes Konzept Meisterwerke. Die zu jedem Titel beigefügten Kärtchen mit künstlerischen Darstellungen der genannten Themen und Personen machen diese Veröffentlichung zu einem Leckerbissen, den Gesamtkunstwerk zu nennen ich mich nicht scheue. Dass da zu allem Überfluss wunderbare Musiker wie Antony Hegarty und Björk ihre Stimmen beisteuern, sind Tatsachen, die man bei anderen lautstark in der Welt herumposaunen würde, über die man bei diesem Album aber lieber nur leise spricht. "The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast" braucht keine großen Namen, es ist ganz von allein großartig. [tm: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a114532


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