Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #480 vom 10.04.2006
Rubrik Feature

Klassische Musik zur Osterzeit

Die Karwoche bricht an und ob man nun religiös veranlagt ist oder nicht, diese Woche ist ein Anlass, sich wieder einmal mit sakraler Musik auseinander zu setzen. Wer also nicht in den örtlichen Konzerthallen oder Kirchen eines der vielen Konzerte geistlicher Musik besuchen möchte, mag stattdessen vielleicht mit den Empfehlungen des unterzeichnenden Autors vorlieb nehmen. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Johann Sebastian Bach / Dresdner Kammerchor · Knaben des Kölner Domchores · Kölner Kammerorchester, Helmut Müller-Brühl "Matthäuspassion BWV244"

Klassik – Rundum empfehlenswerte Neueinspielung
(3CD; Naxos)

Nach der schon überdurchschnittlichen Einspielung der H-Moll Messe BWV232 von Johann Sebastian Bach (1985-1750) macht es der Leiter des Kölner Kammerorchesters Helmut Müller-Brühl bei dieser Aufnahme der Matthäuspassion BWV244 noch ein Stückchen besser. Verdienst an der nochmaligen Steigerung haben allerdings alle Beteiligten: Neben dem gewohnt brillantem Klangkörper singen die Knaben des Kölner Domchores geradezu hinreißend; warm und zuversichtlich erklingt der Dresdner Kammerchor, den ich nie besser gehört habe; die Solisten, allen voran Nico van der Meel (Tenor) in der schwierigen Rolle des Evangelisten kann dort überzeugen, wo andere profillos bleiben. Die weiblichen Solistinnen Claudia Couwenbergh und Marianne Beate Kielland sind ebenso exzellent. Überhaupt überzeugen die Sänger bis in die kleinsten Rollen mit überdurchschnittlichen Leistungen.
Dank der Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk klingt die Aufnahme makellos und rundet den sehr positiven Gesamteindruck dieser 3-CD-Box ab. Dies ist die beste Matthäuspassion seit langem. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Georg Friedrich Händel arr. Wolfgang Amadeus Mozart / Rheinische Kantorei · Das Kleine Konzert, Hermann Max "Der Messias"

Klassik – Zwei Genies vereint in einem Geniestreich (1992)
(2CD; EMI Classics)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) gelang mit seiner Bearbeitung und Übersetzung von Georg Friedrich Händels (1685-1759) "Messiah" das Kunststück, das zeitlose Werk zu aktualisieren und es dennoch in seiner Integrität (und Zeitlosigkeit) zu belassen. Mozarts Bearbeitung klingt freilich weniger barock als die Originalfassung, aber nicht weniger beeindruckend.
Rechtzeitig zum Mozartjahr und zur Osterzeit liegt nun eine der besten Einspielungen dieser Bearbeitung wieder vor. Hermann Max mit seinem Ensemble Das Kleine Konzert und die Rheinische Kantorei präsentieren den "Messias" erfreulich schlank und unpompös, ganz dem festlichen Geist des Originals entsprechend; lediglich bei den Solisten hätte ich mir hie und da etwas mehr Wärme und Leidenschaft gewünscht. Sie kommen über eine durchschnittliche Leistung nicht hinaus.
Wer das Original schätzt, wird auch mit dieser Einspielung bestens zurecht kommen; wer aber noch gar keinen "Messias" im Schrank stehen hat, der sollte besser zum Original greifen. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Joseph Haydn / Kammerchor Stuttgart · Württembergisches Kammerorchester Heilbronn, Frieder Bernius "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze"

Klassik РH̦renswerte Chormusik (1982)
(CD; Profil)

Die Komposition "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" von Joseph Haydn (1732-1809) gehört zu den emotional dichtesten Werken des österreichischen Komponisten. Neben zwei instrumentalen Fassungen, der Originalfassung für Orchester und einer populären Fassung für Streichquartett, liegt das Werk auch als Oratorium vor. In einer knappen Stunde entführt Haydns Musik den Hörer in die Welt aus innigem Glauben und klassischer Pracht, ganz seiner Epoche verhaftet und dennoch alles andere als (zu) verspielt, sondern – dem Karfreitags-Anlass entsprechend – bescheiden und zurückhaltend.
Ohne große Namen gelang dem Stuttgarter Frieder Bernius und dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn mit dem Kammerchor Stuttgart hier eine stringente Einspielung, die den Vergleich mit namhafteren Einspielungen nicht zu scheuen braucht. Seine Interpretation ist schlicht und besonnen und wirkt (bewusst?) dem Vorurteil der Oberflächlichkeit entgegen. Dies ist nicht der Joseph Haydn der heiteren Klaviersonaten und festlichen Streichquartette, sondern ein Werk, das aus tiefer Religiösität entstanden ist. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Johann Sebastian Bach / Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, Eckard Weyand "Johannespassion BWV245"

Klassik – Bachs erste große Passion in frischer Interpretation (1990)
(2CD; Hänssler classic)

Frische, junge Sänger, ein kristallklarer Klang gerade bei den vielen Chorpassagen und eine überragende Christine Schäfer als Solistin sind das große Plus dieser Einspielung. Die zügigen Tempi und die direkte Klangregie machen diese Aufnahme gerade für Einsteiger empfehlenswert. Leider fehlt der vorliegenden "Masterpiece"-Ausgabe die wichtige diskografische Angabe des Orchesters (!) und ein Booklet mit dem Text, das man angeblich auf der Website des Labels herunterladen kann, was aber dort nicht aufzufinden ist.
Wegen der guten Interpretation und Verständlichkeit ist diese CD im untersten Preissegment dennoch keine schlechte Wahl. Schade nur, dass hier nicht auf die essentiellsten Dinge geachtet wurde. Die wären trotz des niedrigen Preises durchaus machbar gewesen. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite