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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #481 vom 24.04.2006
Rubrik Feature

Amadé - 250 Jahre Mozart #3

Wolfgang Amadeus Mozart, "Bologna Mozart" 1777, http://commons.wikimedia.org

Die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart (*27.1.1756 in Salzburg; †5.12.1791 in Wien) ist farbenfroh und abwechslungsreich. Kaum ein anderer Komponist hat solch einen Fundus an unterschiedlichem Material komponiert, aus dem man, je nach Lust und Laune schöpfen kann. Wenn man sich auf den Klangkosmos Mozarts einlässt, dann kann man mit seiner Musik durch jede erdenkliche Lebenssituation gehen.
Abseits der Geldmacherei mit allen möglichen mehr oder minder lieblosen gemachten Mozart-Veröffentlichungen gibt es im Mozartjahr nach wie vor einige faszinierende Raritäten und alte Bekannte (neu) zu entdecken.
Das Prinzip der vorangegangen Ausgaben dieser Reihe bleibt: "Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen"; viel Vergnügen beim Lesen und beim Hören. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / François Chaplin - Quatuor Debussy "Concertos KV 413, 414, Adagio & Fugue KV 546"

Quelle: http://www.arion-music.com

Klassik – Zwei Klavierkonzerte in Kammermusik-Arrangements
(CD; Arion)

Es war zu Mozarts Zeiten keinesfalls unüblich, dass es Arrangements von Orchesterwerken für kleinere Ensembles gab. Musik fand ja damals stets live statt und man musste bisweilen die Musik dem Ambiente anpassen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, wenn Mozart selbst im Jahre 1782 seine damals gerade fertiggestellten Klavierkonzerte Nos. 11-13 (KV 413-415), auf die er mit einem gewissen Stolz blickte, für Klavier mit Streichquartettbegleitung arrangierte.
Die ersten beiden dieser Arrangements liegen hier in einer vorzüglichen Einspielung des Quatuor Debussy und François Chaplin vor. Das sensible Spiel des französischen Pianisten harmoniert mit dem akzentuierten, aber zurückhaltendem Ensemble ganz hervorragend und ermöglichen bei diesen sehr unterschiedlichen Konzerten einen Blick auf kleine Feinheiten in der Partitur; man könnte sagen, dass die Pastellfarben hier mit dünnem Pinsel aufgetragen werden. Vor allem der Klavierpart profitiert von der intimeren Atmosphäre. Die ausdrucksstarken Solo-Passagen überzeugen durch Virtuosität und Nuancenreichtum.
Das Album ist derzeit nur in Frankreich erschienen und in Deutschland nicht leicht zu finden. Für den Mozart-Kenner wird sich aber die Suche lohnen: Repertoire-Wert und Umsetzung sind der Mühe wert. [sal: @@@@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Friedrich Gulda "The Gulda Mozart Tapes: 10 Sonatas And A Fantasy"

Klassik – Sensationeller Archivfund mit bahnbrechenden Mozart-Interpretationen (1981)
(3CD; Deutsche Grammophon)

Die vorliegenden Interpretationen von zehn Klaviersonaten und einer Fantasie von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) durch Friedrich Gulda stammen aus einer privaten Aufnahmesession 1981 und sind lediglich auf Musikkassetten konserviert, die Masterbänder bleiben verschollen. Die darauf befindlichen Einspielungen wurden zwar mit größtmöglicher Sorgfalt gemastert, doch das Klangergebnis bleibt notgedrungen hinter den Erwartungen des klanglich verwöhnten Musikhörers zurück. Dass dies der Ausnahmestellung inmitten der Neuerscheinungen zum Mozartjahr keinen Abbruch tut, ist der überragenden Interpretation des Materials zu verdanken.
Das österreichische Pianisten-enfant terrible Friedrich Gulda (1930-2000) hatte sich eigentlich schon längst von der Klassik zurückgezogen und jammte lieber in Freejazz-Sessions für eine bessere Welt und wider das Musik-Establishment. Dennoch hatte er mit der klassischen Musik und insbesondere mit Mozart nicht abgeschlossen. Im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit den Klaviersonaten entstanden diese hinreißenden Aufnahmen, die (endlich!) einen erwachsenen Mozart präsentieren. Hier steht nicht das Spielerische und das fein Ausdekorierte von Mozarts Musik im Vordergrund, sondern die (auf einmal allgegenwärtige) Kraft und intellektuelle Dichte der Kompositionen. Mit unfehlbar kraftvoll-dynamischem Spiel und mit einer gewissen, fast architektonischen Strenge, die man eher bei Bach als bei Mozart vermuten würde, führt Gulda hier einen ganz anderen Mozart vor, als wir ihn, gerade von den sonst so verspielten und virtuosen Klaviersonaten, gewohnt sind.
"The Gulda Mozart Tapes" ist ein echtes Highlight des Mozartjahres, das kaum zu toppen sein wird, mehr noch, es hat immense Bedeutung für die gesamte Klaviermusik-Diskografie. Diese Box ist essentiell wie Goulds Goldberg-Variationen und nicht minder spannend und eigenwillig interpretiert. [sal: @@@@@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Chamber Orchestra of Europe Soloists "Divertimenti For Wind Instruments"

Klassik – Divertimenti für Bläser von Mozart (1989-1990)
(5CD; Teldec Classics)

Gewiss: Kammermusik für Bläserensembles ist schon seit einigen Jahren nicht mehr in Mode, zu Zeiten Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) jedoch war sie ungeheuer en vogue. Dies war nicht zuletzt auch Verdienst von Mozart selbst, dessen besondere Affinität für diese Instrumentengruppe ihn zu den wohl wichtigsten und sorgfältigsten (!) Kompositionen dieser Art inspirierte.
Die vorliegende Box "Divertimenti For Wind Instruments" vereint neunzehn Serenaden und Divertimenti für verschieden besetzte Bläserensembles aus der Feder Mozarts, entstanden zwischen 1773 und 1789. Sie offenbart die erstaunliche Bandbreite der sogenannten Harmoniemusik, die von den Zeitgenossen Mozarts auch als 'kayserlichen Musik' bezeichnet wurde. Die Kompositionen, zumeist für die musikalische Unterhaltung am Hofe oder zur Umrahmung öffentlicher Anlässe geschrieben, bestechen dann auch folgerichtig allesamt durch festlichen Klang und einen fast schon aristokratisch zu nennenden Charakter, gleichsam zurückhaltend und edel.
Sehr erfreulich, dass dies bei den vorliegenden Aufnahmen sowohl technisch als auch interpretatorisch perfekt umgesetzt wurde. Zum einen bestechen die Aufnahmen durch einen exquisiten Klang, zum anderen spielen die Solisten des Chamber Orchestra of Europe geradezu traumwandlerisch sicher und besonders klangschön.
Wegen ihres spezifischen Charakters ist diese 5CD-Box sicher kein Muss für jede Klassiksammlung, wohl aber eine überraschende und erfreuliche Ergänzung. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / English Chamber Orchestra, Jeffrey Tate "51 Symphonies"

Klassik – Sämtliche Symphonien Mozarts in einer Box (1984-2003)
(12CD; EMI Classics)

Ich muss gestehen, ich mag CD-Boxen. Die Idee gleich auf einen Schlag sämtliche Werke einer bestimmten Gattung eines Komponisten im Regal stehen zu haben, ist sehr verführerisch, auch wenn die Masse an Musik unmöglich auf einmal zu verarbeiten ist. Es ist, als ob man eine kleine (musikalische) Enzyklopädie ins Regal stellt, ein Fundus, den man kaum von A-Z auf einen Schlag durcharbeiten kann, auf den man aber immer wieder gerne zurückgreift um Neues und Bekanntes wiederzufinden.
Die vorliegende Box vereint alle Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) zugeschriebenen Symphonien, vorzüglich interpretiert von einem der besten Kammerensembles der Welt, dem English Chamber Orchestra unter dem Mozart-Spezialisten Jeffrey Tate. Unter den vielen Boxen mit sämtlichen (oder nahezu sämtlichen) Symphonien Mozarts, die gerade erhältlich ist, nimmt diese Gesamteinspielung in Punkto Spielkultur und Sorgfalt einen besonderen Rang ein. Besonders erfreulich ist, dass sich Tate hier nicht in den Vordergrund stellt und der Musik dienlich dirigiert: Seine Interpretationen sind frei von unpassenden und egomanischen Akzenten.
Der warme und erhabene Klang, den das ECO schon bei der Gesamteinspielung der Klavierkonzerte mit Daniel Barenboim auszeichnete, weiß auch bei diesem Mammutwerk zu überzeugen, für das man sich insgesamt fast 20 Jahre Zeit nahm. Diese Sorgfalt zahlt sich vor allem bei den weniger bekannten Symphonien aus, die oft genug völlig lieblos heruntergespielt werden: Eine rundum empfehlenswerte Box. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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