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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #359 vom 22.09.2003
Rubrik Texte - lesen oder hören

George Orwell "1984"

H̦rspiel (1977) Р2CD
(Audio Verlag)

Die alberne RTL-Show namens "Big Brother" hieß so in Anspielung auf George Orwells Roman "1984". Denn die Mitspieler der Show wurden rund um die Uhr gefilmt und der Ton mitgeschnitten: "Big Brother is watching you!" George Orwell jagte der Welt Ende der 1940er Jahre Grauen ein mit seiner erschütternden Anti-Utopie. Denn nach Hitlers Fall prophezeite Orwell (1903-1950) mit "1984" der Zukunft des Menschen eine noch bitterere Erfahrung: Die Zerstörung des Einzelnen durch ein totalitäres System, nicht nur weil er sich äußerlich nicht ins System fügte, sondern allein weil er in Gedanken rebellierte.
Wir begleiten Winston Smith auf seinem Niedergang im totalitären Staat Ozeanien. Hier überwachen Televisoren rund um die Uhr das Leben der Menschen daheim und auf öffentlichen Plätzen. Smith arbeitet im Wahrheitsministerium, wo er für die Partei Geschichte verfälschen muss. Wenn die Partei behauptet, gegen Ostasien sei schon immer Krieg geführt worden, haben die Menschen zu vergessen, dass es an sich doch Eurasien war. Wer das nicht kann, wird gefoltert und liquidiert. Kinder verraten ihre im Schlaf redenden Eltern an die Staatsmacht. Winston Smith kann seine rebellierenden Gedanken niemandem anvertrauen, bis er Julia Gordon trifft. Beider Affäre in einem vermeintlich Televisor-freien Haus im Arbeiterviertel am Rande Londons wird vom scheinbar vertrauenswürdigen Hauswirt verraten. Im Liebesministerium werden Julia und Winston getrennt gefoltert, gebrochen und psychisch zerstört.
Je näher Ende der 1970er Jahre das Jahr der Handlung rückte, desto mehr Aufsehen erregte das Buch, nicht zuletzt wegen der Parallelen zum Kommunismus während des Kalten Krieges.
Die Hörspielversion aus dem Jahre 1977 fällt zunächst durch ihr umwerfendes Design auf: Ein blaues Auge, dem ein im Kaffee rührender Mensch gegenüber sitzt. Die Produktion ist intensiv und fesselnd, Ernst Jacobi ein herausragender Sprecher für die Figur des Winston Smith. Allerdings ersetzt dieses knapp zweistündige Hörspiel keinesfalls das Lesen des so schlicht wie grausam logisch vorgehenden Prozesses um Winston Smith. Zwischen Franz Kafkas Herrn K. in "Der Prozess" und William Gibsons Daten-Cowboy Case aus "Neuromancer", da steht er und träumt von Freiheit: Winston Smith. [vw]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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