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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #474 vom 27.02.2006
Rubrik DVD - Musik sehen

Austin City Limits auf CD und DVD

In den USA ist die Serie "Austin City Limits" eine Institution. Die Liste der Künstler, die dort aufgetreten sind, liest sich wie ein Who's who (nicht nur) der amerikanischen Musikszene. Seit 1975 strahlt das US-Fernsehen die zuvor aufgezeichneten Konzerte in Teilen aus. Den Anfang machte Willie Nelson mit einer 1974 abgefilmten Show, es folgten unzählige weitere Künstler. Von der Nitty Gritty Dirt Band, John Prine, Tom Waits über Ray Charles, B.B. King, Jerry Lee Lewis bis zu Billy Bragg, Leonard Cohen und zuletzt den Pixies, Wilco und Coldplay waren so viele Künstler vertreten, dass die Auflistung einiger Namen eine reine Zufallsauswahl ist. Allerdings: Von den genannten Musikern ist noch keine Konserve der Show erschienen.
Seit einigen Jahren werden die Auftritte nach und nach auf CD und/oder DVD veröffentlicht. New West Records und in Deutschland Blue Rose Records sind dafür verantwortlich und haben unter anderem bislang die Konzerte von Richard Thompson, Son Volt oder Lucinda Williams auf den Markt gebracht.
Allesamt enthalten die Aufnahmen einige Tracks mehr als im Fernsehen zu sehen waren. Der Sound ist glasklar, stimmungsvoll und setzt Maßstäbe für Livealben bzw. -DVDs. Bei dem großen Archiv ist für die weitere erfolgreiche Fortsetzung gesorgt. Wir stellen hier die fünf Veröffentlichungen aus dem Herbst 2005 vor. [hb]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Johnny Cash "Live From Austin, TX"

Country in Hochform
(DVD; New West)

Gemeinhin gilt das Ende der 1980er Jahre als ein Tiefpunkt in der Karriere von Johnny Cash. Wer sich diesen Auftritt von 1987 anschaut, mag dies kaum glauben. Zeugt doch diese DVD von einem Cash in Hochform, der nicht nur seine größten Hits grandios interpretiert, sondern auch wunderbare Coverversionen liefert. Schön die heruntergefahrene Besetzung bei "I Walk The Line", "The Wall" und "Long Black Veil". Hier klingen die Songs fast schon wieder wie in der ursprünglichen Fassung, während Cash ansonsten auf große Besetzung mit zwei Trompeten, Klavier und zwei E-Gitarren setzt. Diese mit spärlicher Instrumentierung gespielten Songs sind zweifellos ein Highlight des Konzert.
Den Höhepunkt erlebt es aber mit "(Ghost) Riders In The Sky". Hier zeigt sich, dass Cash in der Tiefe seines Herzen ein Rock'n'Roller ist. Danach kann nicht mehr viel kommen. Das Duett mit einer Frau June Carter, die stimmlich nicht ganz auf der Höhe ist, reißt nicht so recht vom Hocker. Aber das schadet nichts mehr, denn auch so ist diese perfekt gefilmte und auch soundtechnisch wieder hervorragende DVD ein Trostpflaster für alle, die Cash nie live erleben durften. [hb: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


John Hiatt "Live From Austin, TX"

Singer/Songwriter-Roots-Rock vom Feinsten
(CD, DVD; Blue Rose)

In einem Konzert durchwegs auf der Höhe zu sein, gelingt nur ganz wenigen Künstlern. Nicht zuletzt deshalb werden die meisten Livealben aus mehreren Konzerten zusammengeschnitten. Insofern ist die Reihe "Austin City Limits" etwas besonderes, denn hier wird ein einzelnes Konzert aufgenommen. Für das Fernsehen wurde etwa eine halbe Stunde zusammengeschnitten, was dem Regisseur bei John Hiatts Auftritt von 1993 schwer gefallen sein dürfte. Hier gibt es keinen einzigen Schwachpunkt.
Es beginnt getragen mit "Icy Blue Heart", "Love Is A Hurricane" rockt, Hiatt setzt langsamere Zwischentöne mit "When You Hold Me Tight", um dann bei "Your Daddy Did" den ersten Höhepunkt anzusteuern. Mit seiner oft geradezu schwarz anmutenden, bluesigen Stimme trifft er den Ton perfekt. Passenderweise wild das Intro zu "Something Wild" (mit Hiatt als heulendem Vampir) und großen Country-Rock gibt es auf "Buffalo River Home" – das sind nur einige der großen Momente auf diesem Album. Da stimmt wirklich alles. [hb: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Eric Johnson "Live From Austin, TX"

Gitarren, alles nur Gitarren
(CD, DVD; Blue Rose)

Der Sänger Eric Johnson ist mittelmäßig. Wenn er sich anstrengt. Aber der Gitarrist Eric Johnson ist große Klasse. Immer. Nur manchmal fehlt ihm bei seinen Stücken der letzte Pfeffer. Da kann er technisch noch so gut sein, noch so viele geniale Soli spielen. Wenn der Spirit fehlt, dann kann man nichts machen. Aber es ist ja nicht so, dass Johnson diesen Geist nie versprüht. Besonders bei den beiden Jimi-Hendrix-Coverversionen ("Love Or Confusion" und "Are You Experienced?") zeigt Johnson sein Können – hier zum Teil auch am Mikro.
Der Auftritt am Ende der 1980er Jahre ist vielleicht nicht ein Meilenstein in seiner Karriere. Aber es ist zweifellos ein Dokument seiner Klasse als Gitarrist. Die Aufnahme ist so glasklar, dass man sich mitten im Konzert, teilweise sogar mitten im Verstärker wähnt. Das macht dann auch Einiges von dem wieder wett, was Johnson als Solo-Livemusiker fehlt. Aber eben nicht alles. [hb: @@]


Texas Tornados "Live From Austin, TX"

Tex-Mex, der einfach Spaß macht
(CD, DVD; Blue Rose)

Das geht ab. Das "Austin City Limits"-Konzert vom 16.10.1990 hebt die Stimmung. Die Texas Tornados Augie Meyers, Freddy Fender, Doug Sahm und Flaco Jimenez hatten ihren Spaß auf der Bühne. Ihre Spielfreude zeigt sich bei jedem der Titel dieses Auftritts, und dass so etwas konserviert werden kann, davon zeugt schon die vorliegende CD der Show – noch beeindruckender zweifellos die DVD.
Dieses Heimspiel der Texas Tornados ist ein Muss für jeden, der die Tex-Mex-Musik von Doug Sahm und Co. mag. Und wer sie noch nicht mag, der wird sie danach lieben. Und sich ärgern, dass er nicht dabei sein durfte. Schließlich gibt es diese Formation seit dem Tod von Sahm nicht mehr. Titel wie "Ay Te Dejo En San Antonio" oder den größten Hit von Sahms Sir Douglas Quintet "Mendocino" spielen die vier mit Intensität und Klasse für die Ewigkeit, so dass diese Aufnahme zu den besten ihrer Art gehört. Große Live-Kunst. [hb: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Dwight Yoakam "Live From Austin, TX"

Honky Tonk Country und sonst nichts
(CD, DVD; Blue Rose)

Wer wissen will, wie sich unverfälschter Country anhört, der nicht durch Nashvilles Weichspüler bis zur Unkenntlichkeit verwaschen wurde, der war bei Dwight Yoakam schon immer richtig. Bereits zu Beginn seiner Karriere spielte er seine Songs in Austin und kam an. Die astreine Produktionstechnik lässt die fast 20 Jahre seit dem Konzert vergessen. Auch wenn Yoakams Outfit deutlich nach den 1980er Jahren aussieht: Wer die Augen schließt oder statt der DVD den Tönen der CD lauscht, könnte die Musik zeitlich kaum einordnen.
So sehr er damit auch heute noch den Nerv der Zeit trifft, so sehr ist Yoakam in der Geschichte seiner Musik verwurzelt. Seine Idole Hank Williams oder Merle Haggard stehen Pate, ohne dass Yoakam sie einfach kopiert. Schon der Titeltrack seines ersten Albums ("Guitars, Cadillacs") zu Beginn des Mitschnitts zeugt davon. Und so geht es munter weiter. Publikum und Künstler haben hörbar Spaß, der Hörer/Zuschauer auch. Eine runde Sache – zumindest für Countryliebhaber. [hb: @@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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